Rückblick 5 Jahre Geschichtenweber
TEIL 1: 23. August 2004 – 23. August 2005
Fünf Jahre „Edition Geschichtenweber“. Fünf Jahre, in denen Kurzgeschichten von über hundert deutschsprachigen Autoren (aus drei Ländern), bestehend aus professionellen Schreibern und vielversprechenden Nachwuchstalenten, in elf Anthologien bei fünf Verlagen untergebracht wurden. Die bisher veröffentlichten elf Sammlungen, zusammengerechnet knapp 3000 Seiten, haben 15 verschiedene Herausgeber betreut. Im Herbst 2009 erscheinen zwei neue Anthologien („Metamorphosen“ und „Spukhaus zu verkaufen„) bei zwei neuen Verlagen (Verlag Torsten Low und Wortkuss-Verlag). Für nächstes Jahr ist eine historische Roman-Trilogie beim Wurdack-Verlag angekündigt, eine Anthologie beim Wunderwald-Verlag und der Fortsetzungsband der Krimi-Reihe der S.E.K. Mordlust. Drei weitere Sammlungen sind im Entstehen. Eine beachtliche Leistung und ein Anlass, um zurückzublicken.
Am 23. August 2004 finden sich einige begeisterte Schreiber in dem Forum buecherzauber.biz von Cassidy Rees, einsame Wanderer, Einzelkämpfer. Sie üben die unterschiedlichsten Berufe aus, decken nahezu alle Altersschichten ab, schreiben seit frühester Kindheit oder haben gerade erst damit begonnen und warten mit den verschiedensten Schreibstilen auf. Schnell entsteht die Idee, eine Arbeitsplattform zu entwickeln, auf der ein lockerer Zusammenschluss von Künstlern und Autoren gemeinsam Anthologien – Sammlungen von Kurzgeschichten zu bestimmten Themen – planen, erarbeiten und gestalten kann, um sie Verlagen schließlich zur Veröffentlichung anzubieten. Die ersten Admins sind Cassie (Cassidy Rees), Jörg (Olbrich) und Geli (Angelika Frey).
Die erste Anthologie – „ALEA³ – Der Weltenwürfel“ stellen Jörg Olbrich und Birgit Käker zusammen. Die Geschichten ranken sich um den Weltenwürfel, ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, einen Schlüssel zu fantastischen Welten. Am Ende einer jeden Geschichte zieht der Würfel weiter, und so reihen sich die Geschichten aneinander. Ein Element, das später zu einem Markenzeichen der „Edition Geschichtenweber“ wird.
Ende 2004 wird die Sammlung mit verwobenen Geschichten vom Web-Site-Verlag publiziert und auf dem WintermärchenCON vorgestellt. Es ist die erste Lesung der „Geschichtenweber“, anlässlich der sich viele Foren-Mitglieder zum ersten Mal außerhalb der virtuellen Welt und „in persona“ begegnen. Inzwischen umfasst die Foren-Gemeinschaft fast 100 Mitglieder. Immer neue Autoren bringen ihre Ideen und ihr Schreiben in die Projekte ein, die von der Planung über die Auswahl und Bearbeitung der Geschichten bis zur Herausgabe und Promotion der fertigen Bücher in Gemeinschaftsarbeit entstehen. Das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ wird so eindrucksvoll widerlegt und ersetzt. Denn „viele Köche bieten für jeden Geschmack etwas“.
Das Folgejahr 2005 ist von Veröffentlichungen durchzogen. Die zweite Anthologie „Schatten des Jenseits“ (Web-Site-Verlag) erblickt im Frühjahr 2005 das Licht der Welt. Dreizehn unheimliche Geschichten versammelt Herausgeberin Maike Schneider in diesem Band, der zum ersten Mal das Logo der „Edition Geschichtenweber“ trägt. Der offizielle Name der Reihe wird von den Mitgliedern der Gemeinschaft gewählt und am 13. März 2005 festgelegt. In die engere Wahl schaffen es folgende Vorschläge: Geschichtenweber, LiteraMagica, Tintenzauber, Wortweber und Bibliotheca Magica. Kurz darauf, in der Nacht vom 30. – 31. März 2005, geht die Webseite online (http://www.edition-geschichtenweber.de), damals noch unter einer anderen Adresse (geschichtenweber.de).
TEIL 2: 23. August 2005 – 23. August 2006
Im weiteren Verlauf des Jahres 2005 werden zwei neue Sammlungen vom Web-Site-Verlag veröffentlicht. Die Anthologie „Wildes Land„, herausgegeben von Timo Bader und Jürgen K. Brandner, umfasst vierzehn Geschichten, die allesamt an drei Orten spielen: in Sümpfen, Höhlen oder dunklen Wäldern. Pro verkauftem Werk werden zwei Euro vom Erlös an den „World Wide Fund for Nature“ (WWF) gespendet. Die Anthologie sowie zwei Kurzgeschichten werden für den Deutschen Phantastik Preis 2006 nominiert; Co-Herausgeber Jürgen K. Brandner gewinnt die Trophäe für die „Beste Kurzgeschichte“.
Zum ersten Mal in Eigenregie stellt Timo Bader die Beiträge für „OPTATIO ONYX – Wünsche des Verderbens“ zusammen. Das Buch, in dessen Mittelpunkt ein geheimnisvoller Armreif steht, belegt beim „Wettbewerb der Literaturplattformen“ den vierten Platz. Von Dezember 2005 bis März 2006 findet eine deutschlandweite Lese-Tour statt.
Im Juli 2005 zieht sich die Gründerin des Forums, Cassidy Rees, aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen zurück. Die Leitung des Forums wird Jörg übertragen. Als Ersatz für Cassie wird Timo (Bader) zum Admin ernannt. Kurz darauf legt auch Geli ihren Admin-Posten nieder, den im Dezember 2005 Maike Schneider (hexy) übernimmt.
Ende 2005 liegen vier Buchveröffentlichungen vor, und die Foren-Gemeinschaft umfasst rund 150 Mitglieder. In diesem Jahr gab es die ersten Nominierungen für literarische Auszeichnungen, ein gutes Abschneiden bei einem großen Wettbewerb und sogar den Deutschen Phantastik Preis für eine Kurzgeschichte aus der „Edition Geschichtenweber“.
TEIL 3: 23. August 2006 – 23. August 2007
Nachdem im Jahr 2005 drei Bände der „Edition-Geschichtenweber“ erschienen sind, müssen die Leser im Folgejahr warten, bis im November mit „ALEA³ – Ein Jahr danach“ erstmals die Fortsetzung einer Kurzgeschichtensammlung der Geschichtenweber erscheint. Fünf Geschichten aus dem ersten Buch werden von den jeweiligen Autoren fortgesetzt, während in fünf neuen Geschichten neue Helden durch den Würfel akquiriert werden. Wie auch bei Band 1 zeichnen sich Birgit Käker und Jörg Olbrich als Herausgeber verantwortlich. Erstmals erscheint eine Anthologie der „Geschichtenweber“ sowohl als Hardcover als auch als Taschenbuch. Leider ist dies gleichzeitig das vorerst letzte Projekt, das die Geschichtenweber gemeinsam mit dem Web-Site-Verlag realisieren.
Ohne den Web-Site-Verlag, der sich aus dem Anthologie-Geschäft zurückgezogen hat, müssen die Geschichtenweber beweisen, dass sie auch andere Verlage zur Zusammenarbeit gewinnen können. Der Beweis wird schon kurz darauf erbracht. Während sich die Herausgeber von „Burgturm im Nebel“ schon unabhängig vom Rückzug des Web-Site-Verlags nach anderen Verlagen umgesehen haben, gelingt auch mit der Anthologie „Herzblut“ der Wechsel.
Nachdem alle bisherigen Projekte forenintern ausgeschrieben wurden, starten mit diesen beiden Büchern im Jahr 2007 erstmals öffentliche Ausschreibungen. Dies führt dazu, dass zahlreiche neue Autoren den Weg ins Forum finden und sich die Mitgliederzahl zum dritten Geburtstag im August 2007 auf 350 erhöht.
Unter der Herausgeberschaft von Maike Schneider, Christine Förster und Damian Wolfe erscheint im Juni 2007 bei 1-2-buch die Anthologie „Herzblut“. Nach längeren Diskussionen bezüglich eines geeigneten Covers findet sich schließlich ein Bild der Mitherausgeberin Maike Schneider auf dem Buch.
Mit „Burgturm im Nebel“ (Juli 2007), für die die Herausgeber Johanna Michallik und Philipp Bobrowski den Schreiblust-Verlag gewinnen können, zeigen die „Geschichtenweber“ erstmals, dass sie nicht auf Fantasy spezialisiert sind, sondern ein breiteres Spektrum abdecken können. Die Anthologie bietet Geschichten, die nur einen lokalen Rahmen gemeinsam haben. im Genre aber von der Science Fiction bis zum Krimi reichen. Für Freunde der Edition ein Hinweis auf die zukünftig breitere Ausrichtung der „Geschichtenweber“-Projekte.
TEIL 4: 23. August 2007 – 23. August 2008
Im Jahr 2007 beteiligen sich die Geschichtenweber mit einer Idee von Nina Horvath an einer Ausschreibung des Wurdack-Verlags. Gesucht werden besondere Buch-Projekte von kreativen Schreibgruppen. Die Geschichtenweber erhalten den Zuschlag für die Sammlung „Die Formel des Lebens“ und arbeiten das Konzept um die Erschaffung künstlicher Existenzen in einem geschlossenen Bereich des Forums weiter aus. Der Leser verfolgt die Saga der Familie Draganov über Generationen hinweg bis in die Gegenwart und begibt sich gleichzeitig auf einen Streifzug durch die europäische Geschichte der letzten Jahrhunderte. Die Kurzgeschichte „Die geteilte Seele“ von Nina Horvath wird für den Vincent Preis 2007 nominiert.
Am Ende des Jahres 2007 kommt es zu einer unangenehmen Überraschung: Von einem Tag auf den anderen ist die Webseite der „Geschichtenweber“ nicht mehr erreichbar. Der Verantwortliche hat sich still und heimlich aus der Foren-Gemeinschaft zurückgezogen und den Vertrag für Domain und Webspace nicht verlängert. Auch nach umfangreichen Nachforschungen bleibt die Person unauffindbar. Bis heute sind die genauen Hintergründe unbekannt. Abhilfe ist schnell geschaffen, denn die alte Webseite (geschichtenweber.de) bekommt einen neuen Hafen http://www.edition-geschichtenweber.de.
Bis zum 23. August 2008, dem vierten Jahrestag der „Edition Geschichtenweber“, erhöht sich die Mitgliederzahl um weitere 150. Der erfreuliche Trend des Vorjahres setzt sich damit fort, sodass sich inzwischen 500 Geschichtenweber im Forum tummeln, von denen sich viele täglich an den Diskussionen beteiligen, Informationen austauschen oder in den Projektgruppen arbeiten.
TEIL 5: 23. August 2008 – 23. August 2009
Wie jedes Jahr gehört der BuchmesseCon auch 2008 zu den wichtigsten Treffpunkten der Geschichtenweber. Über 30 Mitglieder des Forums kommen nach Dreieich. Die Lesung der „Geschichtenweber“ ist sehr gut besucht und die Zuhörer bekommen einen Überblick über die bisher veröffentlichten Werke. Es wird bekannt gegeben, dass das Forum mit Philipp Bobrowski (Thorongil) ab sofort zum ersten Mal einen vierten Admin hat.
Zu den Höhepunkten der Veranstaltung gehört die Vorstellung der Anthologie „Die Unterirdischen„. Die von Timo Bader und Jörg Olbrich herausgegebene Sammlung erscheint im Wurdack-Verlag. Gemeinsam mit Bestsellerautor Christoph Hardebusch, der das Projekt mit einem Beitrag unterstützte, halten die Autoren eine Signierstunde ab. Das Buch verkauft sich noch auf der Veranstaltung über alle Maßen gut und ist bald darauf vergriffen.
Ebenfalls pünktlich zum BuCon erscheint mit „Darwins Schildkröte“ die erste SF-Anthologie der Geschichtenweber. Die Herausgeber – Nina Horvath, Timo Bader und Bernhard Weißbecker – setzen bei diesem Projekt auf eine Kombination aus Science Fiction und Humor und realisieren das Buch mit dem Fabylon-Verlag.
Bei der Verleihung des Deutschen Phantstik Preises 2008 belegt „Die Formel des Lebens“ am selben Abend den dritten Platz in der Kategorie „Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung“. Die Shortstory „Herz aus Stein“ von Jörg Olbrich gewinnt den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie „Beste Kurzgeschichte“.
Ende des Jahres 2008 veröffentlicht die innerhalb des Forums neu gegründete S.E.K. Mordlust im Wurdack Verlag die Anthologie „Mord in jeder Beziehung“ als Auftakt einer neuen Krimi-Reihe. Damit gehören die Zeiten, in denen sich die Geschichtenweber auf die Genres Phantastik und Fantasy beschränkten, endgültig der Vergangenheit an. Verantwortlich für das Projekt sind Berta Berger, Bente Klindt, Wolfgang Schröder und Jürgen Brandner.
Als der Gründer der Storyolympiade Ernst Wurdack nach 10 Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Team ausscheidet, übernehmen die Geschichtenweber im Juni 2008 die Organisation der beliebten und bekannten „Storyolympiade„. Die Jury bleibt zum Großteil bestehen. Wie bisher werden die Siegergeschichten in einer Anthologie zusammengefasst, die im Wurdack-Verlag erscheint.
Im Frühjahr 2009 der Schock: Rapidforum kündigt an, dass es seine Foren schließt. Die Geschichtenwerber bangen, ob es gelingen wird, den Forenumzug so zu gestalten, dass die bisherigen Beiträge übernommen werden, oder ob im schlimmsten Fall die bisherige Arbeit verloren geht. Schnell wird klar, dass man nicht warten kann, bis Rapidforum eine Lösung bietet. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Rio (Florian Bader) entsteht innerhalb kürzester Zeit ein neues Forum, in das die Geschichtenweber mitsamt aller Threads und Inhalte umziehen. Im August 2009, kurz vor dem 5. Geburtstag der „Geschichtenweber“, zählt die Gemeinschaft 613 Mitglieder.
Alle sind sich einig, dass die „Edition Geschichtenweber“ und ihr neues Forum noch lange bestehen werden. Lassen wir uns also überraschen, was die nächsten Jahre bringen werden. Mit dem BuchmesseCon 2009 steht ein weiterer Meilenstein für die Geschichtenweber an. Erstmals werden sie dort ihre eigenen T-Shirts präsentieren.
„Die Unterirdischen“, herausgegeben von Timo Bader und Jörg Olbrich, sind 2009 in der Kategorie „Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung“ für den Deutschen Phantastik Preis nominiert.
Und die Geschichtenweber haben nicht nur gezeigt, dass sie in Eigenregie interessante und ansprechende Buchprojekte realisieren können, sie haben vielfach bewiesen, dass sie Autoren eine beinahe familiäre Heimat bieten können, aus der heraus es sich auch hervorragend an der eigenen Karriere basteln lässt.
Diverse Geschichtenweber präsentieren regelmäßig ihre neuen Veröffentlichungen im Forum, berichten von ihren abgeschlossenen Verträgen mit Agenturen und Verlagen oder laden zu Lesungen und ähnlichen Veranstaltungen ein. Nicht wenige Forenkollegen durften die Geschichtenweber nahezu von ihren ersten Schreibversuchen bis hin zur Veröffentlichung ihres ersten Einzeltitels begleiten, sei es im Kleinverlag oder in einem der Großen der Branche. Und auch für manchen, der längst mit erfolgreichen Werken seine Fans begeistert, ist das Forum ein Anlaufpunkt geworden. Ein Forum, in dem aber noch immer auch der Schreibanfänger Rat und Unterstützung erfährt. Und die Möglichkeit, die eigenen Ideen in Projekte fließen zu lassen, seien es selbst erdachte oder die der Forenkollegen.
Beste Voraussetzungen also für einen langen Fortbestand der Geschichtenweber und ihrer Edition.